Villa Toscana - Kleine Villa Toscana - Villa Pittel

In Gmunden werden zwei Objekte als "Villa Toscana" bezeichnet: die eigentliche sog. Große Villa Toscana, auch Schlossvilla genannt, und die sog. Kleine Villa Toscana, ehemals Villa Pittel. In diesem Beitrag wird nur die Kleine Villa Toscana vorgestellt. Die Große Villa Toscana wird in einem eigenen Beitrag behandelt.

     
Die beiden Villen Toscana heute
links die Große Villa Toscana
rechts die Kleine Villa Toscana, vormals Villa Pittel
Quellen: Internet

Adressen:
Große Villa Toscana: früher Ort 5, heute Johann-Orth-Allee 23 und Toscanapark 6
Kleine Villa Toscana: früher Ort 4, heute Johann-Orth-Allee 21

Ausgangspunkt der Geschichte der beiden Villen Toscana war die Exilierung der großherzoglichen Familie von Toskana aus dem nunmehr vereinten Italien im Jahr 1859. Damals kehrte sie in die k. u. k. Monarchie zurück.
1866 verbrachten Großherzog Leopold II. von Toskana und seine Gemahlin Großherzogin Maria erstmals den Sommer am Traunsee. Gewohnt haben sie damals in der Villa Ranzoni in Altmünster.


Leopold II. und Maria Antonia in jungen Jahren
Quelle: Internet Wikipedia


Großherzogin Maria Antonia (1814-1898) als Witwe
im Jahr 1880
Quelle: Internet Wikipedia


Das großherzogliche Paar hatte insgesamt 10 Kinder. Etliche sind bald verstorben.
Auf diesem Foto sieht man von links  Johann Nepomuk Salvator (der spätere Johann Orth), Vater Großherzog Leopold, Ferdinand IV., Ludwig Salvator und Karl Salvator.

1868 nutzte man als Quartier die Villa Pittel in Ort. (Diese war 1843 im Auftrag von Herrn Sulzl im Biedermeierstil gebaut worden. 1849 war sie in den Besitz des pensionierten k. k. Oberstleutnant Freiherrn Christoph von Pittel übergegangen.)


Die Villa Pittel 1865
Zeichnung von Carl Ritter
Quelle: Salzkammergut Media

1868 starb Freiherr von Pittel. Damit bot sich für die großherzogliche Familie die Chance, dessen Villa zu kaufen und in den nächsten Jahren als Sommersitz zu nutzen. In diesem Jahr konnte sie tatsächlich die Villa Pittel in Besitz nehmen.
1869 kaufte Großherzog Leopold auch noch das Landschloss und das Seeschloss Ort. Somit gehörte nun die gesamte Orter Halbinsel der Familie des Großherzogs von Toscana.
1869/70 wurde auf Betreiben von Großherzogin Maria Antonia als repräsentatives Domizil auf der Anhöhe der Halbinsel Ort eine Villa gebaut. Sie erhielt den Namen Villa Toscana. (Zur besseren Unterscheidung von der früheren Villa Pittel erhielt die Villa später den Zusatz Große Villa Toscana. Sie wurde auch Schlossvilla Toscana genannt.) Die ehemalige Villa Pittel wurde nun nur mehr für das Personal verwendet. Daher wurde es damals auch Gärtnerhaus genannt.
1913 kam es zu einer öffentlichen Auktion der beiden Villen Toscana und des 88.000 m² großen Parks. Bestbieterin war Margarete Stonborough, geb. Wittgenstein. Sie erwarb um den Preis von 335.000 Kronen von den nunmehrigen Erben Ludwig Salvator, Josef Ferdinand und Leopold Salvator von Toscana den gesamten Besitz. Der Betrag war um 200.000 Kronen weniger als der Schätzwert. Grund für diesen geringen Preis dürften die hohen Erhaltungskosten und die geringe Nachfrage gewesen sein.
Über das dafür nötige Geld verfügte sie, weil sie nach dem Tod ihres reichen Vaters Karl Wittgenstein im Jänner 1913 über eine beträchtliche Erbschaft verfügte. Einen Teil derselben hat sie für diesen Ankauf verwendet. Sie hatte die Absicht, sich dort in diesem feudalen Ansitz einen ständigen Sommersitz zu schaffen.
Laut Kaufvertrag vom 23. Oktober 1913 war auch ihr Ehemann, der New Yorker Fabrikanten und Chemiker Dr. Jerome Stonborough, Mitbesitzer. Mit dem war sie seit
7. Jänner 1905 verheiratet. Ihnen gehörte nun die gesamte Halbinsel Toscana mit der Großen und der Kleinen Villa Toscana und dem großen Park.


Margarete Stonborough-Wittgenstein (1882-1958)
Quelle: Internet Villa Nasu


Dr. Jerome Stonborough (1873-1938)
Quelle: Internet

1975/76 ging fast der gesamte Besitz in das Eigentum des Landes Oberösterreich über.  Die Stonboroughs behielten sich nur die Kleine Toscana Villa.

1994 verkaufte die Familie Stonborough die Kleine Villa Toscana-Stonborough an die Stadt Gmunden. 2001 wurde dieses Gebäude restauriert. Darin war einige Jahre ein Thomas-Bernhard-Archiv eingerichtet.


Die Kleine Villa Toscana, auch Villa Stonborough, im Sonnenschein
Quelle: Internet; denkmalgeschützte Objekte von Gmunden

Diesen Beitrag gestaltete und verfasste Holger Höllwerth.