Joseph John Ruston I.

Schiffs- und Maschinenbauer, Reeder, Inhaber der Traunseeschifffahrt

 Joseph John Ruston I.

Briefmarke mit Ruston und „Sophie I“

Joseph John Ruston I. wurde am 3. März 1809 in London Poplar geboren; gestorben ist er am 2. März 1895 in seinem Schlösschen „Grünberg“, welches in der Nähe von Schönbrunn in Wien gelegen war. Er war der Sohn eines Werftbesitzers in London. Er hatte drei Brüder. Joseph John Ruston I. absolvierte eine Ausbildung „in allen Stufen“ zum Schiffszimmermann in London und als Maschinenbauer bei Boulton & Watt in Soho.
In Wien gründete der Schiffskonstrukteur John Andrews 1829 gemeinsam mit Joseph Prichard die „Erste k. k. Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft“. Andrews bekam daraufhin viele Aufträge und kaufte auch die Anteile von Prichard. Daher ließ er 1832 den Schiffsbaumeister Joseph John Ruston I. nach Wien kommen. Dieser war dann in der Werft John Andrews in leitender Position als Schiffsbauer tätig. Er baute dort mehrere Schiffe für die Donau, aber auch für den „Nahen Osten“ („Pannonia“, „Zrinyi“ und „Nador“). John Andrews erwarb dann ein mit 16. Oktober 1837 datiertes Privilegium zur Dampfschifffahrt auf den oberösterreichischen Seen,  nützte es aber nur für den Traunsee. Man erhoffte sich aber gute Geschäfte, weil es hier den gut florierenden Salztransport gab, aber noch keine Dampfschiffe. Den Bau des ersten hölzernen Raddampfers, die „Sophie I“, für den Traunsee übernahm schon sein Ingenieur Joseph John Ruston I. nach seinen eigenen Plänen im Jahre 1837. Im Jahre 1838 wurde in Ebensee unter der Leitung von J. J. Ruston I. mit dem Bau des Schiffes begonnen. „Sophie I“ fuhr am 15. Mai 1839 als erster hölzerner Schaufelraddampfer über den Traunsee. Das Schiff war ca. 33,50 m lang und ca. 38 m über alles einschließlich der Galionsfigur. Die Breite über den Radkästen war 9,70 m der Tiefgang betrug 0,91 m. Die Dampfmaschine fuhr mit einem Druck von  56,8 PSI. Diese trieb zwei Seitenräder mit je 10 Radschaufeln an. Nach dem Tod von John Andrews (1847) heiratete Ruston dessen Witwe, eine geb. Hepbourn, die jedoch leider 1848 nach kurzer, glücklicher Ehe verstarb. Joseph John Ruston I. kam so auch in den Besitz der gesamten Elbeschifffahrt (1848). Für den Traunsee baute Joseph John Ruston I. auch die ersten eisernen Raddampfer. Im Jahre 1858 wurde die „Elisabeth“ gebaut. Sie war 44,5 m lang und hatte eine Dampfmaschine mit 95 PS. 1862 folgte die „Sophie II“. In diesem Jahr erwarb J. J. Ruston I. auch die Traunseeschifffahrt von Andrews Erben. Im Jahre 1871 baute er in der Werft in Wien-Floridsdorf den Stolz der Traunseeflotte, die „Gisela“. Die Probefahrt wurde am 24. September 1871 durchgeführt. Die „Gisela“ wurde als Passagier-, Fracht- und auch als Zugschiff verwendet. Sie transportierte Menschen, Tiere, Kohle und Kalk zu den Ufergemeinden. Das elegante Schiff ist 48,82 m lang, bei den Radkästen 9,80 m breit und der Tiefgang beträgt nur 1,50 m. Die „Gisela“ wurde zuerst bis 1993 mit Braun- und Steinkohle betrieben, dann aber mit „Heizöl Extra Leicht“. Heute ist die „Gisela“ mit einer 143 PS starken Dampfmaschine ausgestattet. Das ist die letzte „oszillierende Dampfmaschine“ der Welt mit beweglichen Zylindern.
Ab 1872 ging der Salztransport, der bis dahin mit Zillen erfolgt war, an die Dampfschifffahrt über. So kam das Salz schneller zu den „Salzfertigern“ in Gmunden zur Weiterverarbeitung und zum Weitertransport.
Nur die Gisela „überlebte“ bis heute.Sie war das erste schwimmende Objekt, das unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Rettung des Schiffes organisierten die „Freunde der Stadt Gmunden“ mit großer Unterstützung des Landes Oberösterreich., des Bundes, der Stadt Gmunden und der anderen Ufergemeinden sowie vieler engagierter Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Sie ist ein Touristenmagnet der Sonderklasse, der so erhalten werden konnte.

Joseph John Ruston I. war ein technischer und industrieller Pionier der Verkehrsentwicklung Österreichs. Er war vielseitig tätig im Dampfmaschinenbau, im Dampfkraftwerkebau, er baute Dampfbagger und auch Wasserturbinen. In Klosterneuburg, in Floridsdorf und in Venedig gründete er Schiffswerften und in Prag eine Maschinenfabrik. Ruston I. war Besitzer der Herrschaften Marzaltoi und Gujlevicz in Ungarn. Zudem besaß er Zuckerfabriken in Swijan und Podol. Ruston I. war Arbeitgeber für viele Menschen in mehreren Ländern, besonders aber in Gmunden und rund um den Traunsee.

1894 nahm Ruston seinen Neffen Joseph John Ruston II. (1857 bis 1934) als Mitkonzessionär in die Traunseeschifffahrt auf und übertrug ihm im Jahre 1895 die Leitung des Unternehmens. Dieser führte es bis 1918 weiter.

Nach Joseph John Ruston II. folgten die Ebenseer Schifffahrtsunternehmer Rudolf Ippisch I. und II. und dann 1977 Karl Eder. Sein Sohn Karlheinz Eder führt seit 1984 bis heute sehr erfolgreich die Traunseeschifffahrt.

Die „Rustonstraße“ in Gmunden erinnert heute noch an Joseph John Ruston II. Die Familie besaß eine Villa auf dem Gelände der Wohnsiedlung, die „Rustonsiedlung“ genannt wird.

Dampfschiffe vor der Werft in Gmunden – Weyer
Foto: Kammerhofmuseum Gmunden

Lithographie, „Sophie I“
Quelle: Kammerhofmuseum Gmunden

Eine Farbpostkarte mit der „Elisabeth“
Quelle: Kammerhofmuseum Gmunden

Das Dampfschiff „Elisabeth“ am Steg in Gmunden
Foto: Kammerhofmuseum Gmunden

Die „Gisela“ im Jahre 1899, im Hintergrund der Erlakogel
Foto: Kammerhofmuseum Gmunden

Blick in den Maschinenraum der Gisela 

Die „Gisela“ war im Jahre 2021 stolze 150 Jahre alt!

Am Montag, den 21. März 2022 wurde zur Erinnerung an Joseph John Ruston I. an der Mauer zum Dampfersteg diese Tafel angebracht: 

Zusammenstellung im Februar 2022 in Absprache mit dem Lions-Club Gmunden von: August Mayer, Mitglied des Lions-Club Gmunden und Obmann des Gmundner Musealvereins

Verwendete Literatur:
Dr. Ferdinand Krackowizer, Chronik von Gmunden
Der Raddampfer Gisela und die Traunseeschifffahrt, Gesellschaft der Freunde der Stadt Gmunden, 2014
Spitzbart, 1989, „Die Schifffahrt auf dem Traunsee“. Begleitschrift zur Ausstellung „150 Jahre Traunseeschifffahrt im Kammerhofmuseum, 1989
Festbuch „700 Jahr-Jubiläum Stadt Gmunden“, 1978

Fotos:
Kammerhofmuseum Gmunden, Ingrid Spitzbart und Dr. J.T. Weidinger sowie August Mayer