Bauernkriegssäule am Graben

Dieses Denkmal steht jetzt in Gmunden am oberen Ende des Grabens, wo sich Bahnhofstraße, Satoristraße, Habertstraße und Schleifergasse treffen, vor dem Haus Am Graben Nr. 14. Eigentlich ist die Säule unscheinbar und viele Menschen gehen daran vorbei, manche wissen nicht wofür sie hier steht und andere verwechseln sie mit der Pestsäule vom Klosterplatz. Das Denkmal soll aber an die schreckliche Zeit des Bauernkrieges in und um Gmunden erinnern. Daher gehört es zu „Gmundens Schätzen“ und soll in der Folge näher beschrieben werden.


Die Bauernkriegssäule am oberen Teil des Grabens

Die Säule ist aus Ebenseer Marmor und wurde 1869 unter Bürgermeister Franz Schleiß neu und getreu nach dem Original geschaffen und an diesem Platz aufgestellt. Die erste Säule ließ der Stadtrichter Johann Ziepel im Jahre 1628 an der Ecke seines Hauses Bahnhofstraße 2 (heute Postamt) aufstellen. Sie sollte an die Bedrängnisse der Stadt Gmunden durch die Bauern und deren glückliche Abwehr erinnern. Diese Säule wurde dann 1863 entfernt und 1869 neu geschaffen und wie erwähnt aufgestellt. Am 25.4.1869 wurde sie vom damaligen Stadtpfarrer eingeweiht. Auf einem Sockel steht die eckige Säule und darauf sind in der viereckigen Verbreiterung drei Bilder aus „der Lebensgeschichte des Welterlösers“ und eine Inschrift als Widmung. Sie lautet: “Zur Erinnerung an die Bedrängnisse der Stadt Gmunden durch den Bauernkrieg des Jahres 1626 und deren glückliche Abwehr ist dieses Wahrzeichen von Johann Ziepel, Stadtrichter, 1628 an der Ecke der Pinsdorfgasse errichtet worden. 1863 wurde es demoliert und 1869 wurde über Beschluss der Gemeindevertretung an gleicher Stelle neu gesetzt.“ 1969 restauriert, neu restauriert 1984.


Aufschrift auf der Bauernkriegssäule

Die drei Bilder stellen dar: „Der dornengekrönte Heiland“, „Christus am Kreuz“ und „Kreuzesabnahme“.


„Der dornengekrönte Heiland“

     
Der „Christus am Kreuz“ und „Kreuzesabnahme“

Ein steinernes Dach und ein Kreuz mit zwei Querbalken schließen die Gedenksäule ab. Vier kleine quadratisch am Boden angebrachte Boller, schützen das Denkmal.

Der Bauernkrieg 1626
Kaiser Ferdinand II. verpfändete (in den Verträgen heißt es „pfandrechtweise eingeantwortet“) durch Verträge 1620/21 das Land ob der Enns und das Kammergut an den Herzog Maximilian von Bayern, weil die Kasse des Kaisers durch die Kriege leer war. Dadurch kam es zur Machtübernahme der Bayern durch den bayrischen Statthalter Adam Graf Herberstorff und zum Einmarsch der bayrischen Landsknechte. Der Herzog versuchte nun aus unserem Land herauszupressen, was nur möglich war. Er erhöhte die Steuern sehr stark, es gab eine Geldabwertung, es folgten leider auch Missernten in den Jahren 1622 bis 1624 und es gab auch verheerende Pestepedemien. Graf Herberstorff setzte auch die Erlässe des Kaisers bezüglich Gegenreformation rigoros um, wovon vor allem die Protestanten betroffen waren. Evangelische Salzbeamte wurden nicht mehr geduldet, Robotleistungen erhöht, evangelische Pfarrer und Predikanten wurden von ihren Kirchenämtern enthoben und durch nicht deutschsprechende italienische „Missionare“ ersetzt, die wieder lateinische Messen abhielten („cuius regio, eius religio“). Die Lage war sehr angespannt und die Bevölkerung aufgebracht. Dazu kam auch noch das schreckliche „Frankenburger Würfelspiel“ am 15. Mai 1625, wo Herberstorff die Bauern versammelte und entgegen seiner Versprechungen, 36 Bauern um ihr Leben würfeln und dann 16 Männer an der Linde am Haushamerfeld hängen ließ. Der Religionsstreit war wieder aufgeflammt.
Die Bauern rotteten sich im ganzen Land zusammen, bewaffneten sich am Beginn der Auseinandersetzungen mit einfachen Waffen wie umgebogenen Sensen, Dreschflegel, Ketten, „Morgensternen“, Prügeln usw., um gegen die Willkür der bayrischen Besatzer zu kämpfen. Wichtige Bauernführer waren Stefan Fadinger aus Parz bei St. Agatha und Christoph Zeller aus Haibach. Diese waren aber nie in die Kämpfe um Gmunden verwickelt. 

   
Stefan Fadinger, der Bauernführer             Typische Bauernwaffen  

Eine große Bauernschar besetzte Gmunden am 28. Mai 1626 kampflos, die aufständischen Bauern zogen aber im September wieder aus der Stadt. Bayrische Musketiere rückten in Gmunden ein. Es gab Kämpfe und kriegerische Auseinandersetzungen in vielen Bereichen unseres Landes, viele Städte und Dörfer wurden zerstört. Der Krieg wogte hin und her. Eine große Schar von Bauern begab sich am 24. Oktober nach Ort, um dort den Mayrhof samt Pfleghaus und Nebengebäuden unter Beschuss vom Seeschloss zu plündern und in Brand zu setzen. Am 11. November marschierte das Bauernheer, nach einer schweren Niederlage (Schlacht bei Emling), bei der ca. 3000 Bauern gefallen waren, Richtung Gmunden und besetzten das Traundorf und richteten ihr großes Lager am Hochkogel ein.


„Studentenpredigt im Bauernlager vor Gmunden 1626“, gescannt aus der Chronik F. Krackowizers

Ihre Anführer waren der „Student Casparus“, ein evangelischer Prediger, und der Gmundner Bürger und Fleischauer Tobias Mayr, der als Hauptmann bei den Bauern verblieben war. Gmunden wurde von Oberstleutnant Maximilian Bechler von Memmingen verteidigt und der Salzamtsmann Prugglacher bemühte sich um Soldaten als Verstärkung für Gmunden. Die Bauern erbeuteten Salzschiffe im ärarischen Zeugstadel, mit denen sie auch die Seeseite der Stadt blockierten und beschossen die Stadt von Traundorf aus, aber auch vom Hochkogel mit kleinen Kanonen. Geschütze hatten sie nicht. So wollten sie Gmunden zur Aufgabe zwingen. Häuser in der Vorstadt wurden überfallen, in Brand gesetzt und zerstört, andere als Schutz bei Angriffen verwendet. Durch brennende Pechkränze, die man über die Mauern warf, wurden auch Häuser hinter den Stadtmauern in Brand gesetzt. Oberst Bechler erhoffte ein Entsatzheer als Verstärkung unter Oberst Löbl und unter dem kriegserfahrenen General Pappenheim. Die Bauer hofften auf Verstärkung vom Grafen Mannsfeld und vom Herzog Ernst von Sachsen-Weimar. Die sogenannten „Schwarzen Bauern“ unter Hauptmann Berndl trafen ein und verstärkten das Bauernheer auf ca. 6000 bis 8000 Männer. Man hatte auch aus der Umgebung Bauern und Männer rekrutiert, dabei gingen die Werber nicht immer glimpflich mit den Bauern um, einige wurden auch gezwungen und Verweigerer erschlagen. Auch die angeforderten bayrischen Soldaten trafen unter Pappenheim am 14.11. ein. Das Bauernheer zog sich am 15.11. Richtung Pinsdorf zurück und die Verteidiger nahmen die Verfolgung auf.


„Schlacht bei Gmunden 1626“; Foto eigescannt aus der Chronik F. Krackowizers, Seite 179, Bd. 3

Man stellte die Bauern in der Ortschaft Buchen bei Pinsdorf. Der Plan war, die Bauern in die Zange zu nehmen und von zwei Seiten anzugreifen. Die mutigen und entschlossenen Bauern bekämpften die kaiserlichen Truppen so erfolgreich, dass diese Richtung Gmunden flohen und von den Bauern verfolgt wurden, anstatt die verbliebenen Bauern im Kampfe zu unterstützen. Pappenheim kämpfte aber verbissen weiter und besiegte die Bauern durch die Überlegenheit seiner Waffen. Auch die aus Gmunden rückkehrenden Bauern wurden nun niedergemetzelt. So fanden ungefähr 2000 Bauern den Tod in dieser Entscheidungsschlacht, Pappenheim verlor zwischen 200 und 300 Soldaten. Es war ein furchtbares Gemetzel und der Boden war blutdurchtränkt, wie der Chronist berichtet. Fliehende Bauern wurden verfolgt, gefangen oder getötet. Die bayrischen und kaiserlichen Soldaten waren im Siegestaumel und es kam zu vielen Racheakten und schrecklichen Taten an der Bevölkerung in der Umgebung. Die toten Bauern wurden von ansässigen Leuten am Schlachtfeld oder an der Stelle des Hügels begraben und so entstand als Grab und Gedenkstätte der Bauernhügel bei Pinsdorf für ca. 200 gefallene Bauern. Auch Casparus konnte fliehen, wurde aber dann in den letzten, kleineren Kämpfen bei Vöcklabruck getötet. Damit endeten die Bauernaufstände. Es begann nun die Zeit der Gerichtsurteile im ganzen Land mit vielen Verhaftungen und Todesurteilen, auch Tobias Mayr wurde in Linz enthauptet. Sein Kopf wurde als Mahnung in Gmunden am Hochkogel auf einer Stange aufgespießt. Die Gmundner Bevölkerung litt in der Folge unter den finanziellen Lasten, die man zu tragen hatte, für die verbliebenen einquartierten Soldaten. Häuser standen leer, waren schwer beschädigt und verfielen, der Handel kam nicht so recht in die Gänge, viele Handwerker, Bürger und Arbeiter verließen die Stadt. Graf Herberstorff ließ an der Stelle der niedergebrannten Gebäude das Landschloss Ort von den Bauern in „starker Robotarbeit“ errichten. In Gmunden herrschte bis zum Ende des 17. Jahrhunderts Armut und Hunger.

Über letztwillige Verfügung des J. Evangelist Forstinger aus Gmunden wurde am 20.9.1883 ein Denkmal mit einem 2,5m hohen Obelisken aus Granit (Steinmetzmeister Moser aus Altmünster) auf dem Bauernhügel in Pinsdorf errichtet. Auf der Vorderseite kann man folgende Inschrift lesen: „Zum Gedächtnis der Bauern, welche am 15. November 1626 von Pappenheim hier geschlagen und unter diesem Hügel begraben worden sind, ist dieser Denkstein von Johann E. Forstinger, Privat, Verfasser einer Chronik von Gmunden, gestiftet und im Jahre 1883 errichtet worden.“

 Der Bauernhügel in Pinsdorf.

Der Bauernhügel wird angeblich immer kleiner und eine Sage berichtet: “Wenn er so niedrig ist und nur mehr bis an die Deichsel eines Wagens reicht, dann gibt es den nächsten Bauernkrieg!“ Hoffentlich nicht, meint der Verfasser dieses Beitrages.


Das „Pappenheim-Stöckl“ in Pinsdorf war der Hauptgefechtsstand für die Generäle Gottfried Heinrich und Graf zu Pappenheim.

 Der Obelisk auf dem Bauernhügel
Früher war an der Rückseite des Obelisken ein Gedicht von Pfarrer Koch aus Gmunden angebracht. Es wurde aber auf Antrag der Christlich-Sozialen Partei wegen Verherrlichung des Protestantismus entfernt. Jetzt kann man es aber wieder auf der Kupfertafel am Obelisken lesen.

Diese schrecklichen Jahre waren für unsere Stadt und deren Bewohner eine furchtbare Zeit mit großen Belastungen, großen Schäden und Verlusten. Daran soll uns die „Bauernkriegssäule“ erinnern.

Diesen Beitrag verfasste August Mayer, Obmann des Gmundner Musealvereines, im Juli 2020.

Verwendete Literatur:
Ferdinand Krackowizer, „Geschichte der Stadt Gmunden, 3. Band Seiten 136 bis 190
„Das Gmunden-Taschenbuch“, Musealverein Gmunden, 2. verbesserte Auflage
Heinz Schießer, „Wir gehen zwar, aber wir kehren wieder“, Gegenreformation und Geheimprotestantismus im Salzkammergut, 2017
Fotos:
Ferdinand Krackowizer, „Geschichte der Stadt Gmunden“, 3. Band
Internet und August Mayer