Annakapelle

Die Annakapelle befindet sich in einem erhalten gebliebenen Gebäudeteil des aufgelassenen städtischen Krankenhaus im Ortsteil KRANABETH Spitalstraße 2-4. Sie ist ein teilweise vergessener und unbekannter Schatz Gmundens. 


Alte Aufnahmen vom Inneren der Annakapelle
Quelle: Archiv Richard Henter

Der Beschluss zum Bau eines selbständigen  Krankenhauses auf einem Grundstück  des alten Bürgerspitals in Kranabeth wurde von der Stadt am 31. Oktober 1849 gefasst. Ursprünglich waren für die „Pfarrarmen“ die Glaubensgemeinschaften zuständig. Schon im 16. Jahrhundert wird aber das Spital der „Sundersiechen“ (Leprosen und Aussätzigen) erwähnt. Es hieß „Siechen oder Bruderhaus“ (siehe Dr. Krackowizer, „Geschichte der Stadt Gmunden“, Seite 345 ff, Band I, Armenwesen). Das geplante neue Krankenhaus sollte nur der Stadt gehören. Es war eine großartige Einrichtung für die Gesundheit der Gmundner Bevölkerung!  Die Finanzierung war nicht einfach. Kaiserin Anna Pia, die Ehefrau Ferdinands I., spendete einen großen Betrag, deshalb bekam dieses Krankenhaus den Namen „St. Anna“ bzw.  „Annaspital“. Die Restfinanzierung wurde von der Stadt und durch private Spenden aufgebracht. Am 10. August 1854 wurde das Krankenhaus unter Bürgermeister Tagwerker und Krankenhausverwalter Kemmetmüller eröffnet und von Pfarrer Leithner feierlich eingeweiht. Der Konvent der unbeschuhten Karmelitinnen übergab damals 1.500 Gulden unter der Bedingung,  dass die Leitung und Obsorge des Krankenhauses  geistlichen Schwestern übertragen wird. Seit damals wirkten die Schwestern des hl. Karl Borromäus im städtischen Krankenhaus. Da eine kleine Hauskapelle schon immer zu von christlichen Orden geführten Krankenhäusern gehört, wurde in einem Raum des Krankenhauses eine Kapelle eingerichtet. Deren Ausstattung war schon ähnlich wie die der heutigen Kapelle. Zentrum dieser ersten Kapelle war ein Altar der Gmundner Bildhauerwerkstatt Untersberger (ca. 1880).

Im Jahre 1909 kam es zu einem Kapellenzubau im städtischen Krankenhaus. Zwei Frauen spendeten anonym 6.000 bzw. 2.000 Kronen. Insgesamt kostete der Kapellenbau 9.498 Kronen. Maurermeister König übernahm die Ausführung und verpflichtete sich, die Kosten nicht zu überschreiten.  Der weitere noch offene und nicht gedeckte Betrag wurde durch das „Hessenbergersche Legat“ (….für einen guten Zweck“….) abgedeckt. Die Einrichtung der neuen Kapelle finanzierte die damalige Schwester Oberin. Von der ersten Kapelle wurde die Austattung des Innenraumes übernommen, aber dem damals vorherrschenden Kunststil ein wenig angepasst. Täglich wurden Messen in der Kapelle gelesen. In den letzten Jahren, also vor dem Neubau des Krankenhauses in der Miller von Aichholzstraße (1972) war für viele Jahre Dr. Rudolf Wagner als Krankenhausseelsorger tätig. Jeden Tag wurde um 6 Uhr eine Messe gelesen. Die Kapelle wurde auch für religiöse Feiern von der ehemaligen Volksschule Marienbrücke und vom Kindergarten benützt.

Diese Annakapelle ist es wert, in die Schätze Gmundens aufgenommen zu werden! Vielleicht wird sie bald wieder öfter für religiöse Anlässe verwendet. Sie darf NICHT bei der Neugestaltung des „Schlachthofareals“ geopfert werden und verschwinden.

Bildergalerie vom Gmundner Kammerhofmuseum, fotografiert von Dr. Johannes Weidinger am 16. Jänner 2024:


Der Altar aus der Bildhauerwerstätte Untersberger


Hl. Barbara


Der hl. Franziskus mit Jesuskind


Krönung Mariens


Das prächtige Weihnachtsfenster

Diesen Beitrag verfasste der Obmann des Gmundner Musealvereins August Mayer im Februar 2024 unter Verwendung der Gmundner-Chronik von Bürgermeister Karl Piringer, Band I, 1900 bis 1918, S. 170 und S. 316, der Gmunden-Chronik von Dr. Krackowizer, Band I, S. 346 ff und von persönlichen Aufzeichnungen von Holger Höllwerth.

Fotos: Archiv Richard Henter und Dr. Johannes Weidinger