Jüdischer Friedhof

Karl-Plentzner-Straße 15


Der jüdische Friedhof im Vordergrund und dahinter der Stadtfriedhof
Foto: Holger Höllwerth


Der jüdische Friedhof in Gmunden 2006
Foto: Internet Wikipedia

Erst 1923 genehmigt die Stadt Gmunden die Errichtung eines jüdischen Friedhofs
Gmundner hat sich – wie damals auch viele andere Städte - noch 1854 ausdrücklich gegen eine Zuwanderung von jüdischen Personen ausgesprochen. Rund zehn Jahre später öffnete die Stadt dann doch seine Pforten für Jüdinnen und Juden, und sie durften sich auch hier ansiedeln. Die Zahl der in Gmunden gemeldeten und dauernd hier wohnenden Jüdinnen und Juden nahm bis 1935 immer ein wenig zu: 1880 waren es insgesamt schon 25 Personen, 1890 37 Personen, 1898 46 Personen, 1900 53 Personen, 1914 66 Personen, 1925 83 Personen, 1935 100 Personen (das war der absoluter Höchststand). Im März 1938 waren es noch 63 Personen, im November 1938 gab es in der Stadt fast keine Juden mehr.

Bald stellte sich die Frage, wo man denn die toten Jüdinnen und Juden begraben sollte / könnte. Die jüdische Gemeinde von Gmunden gehörte der Israelitischen Kultusgemeinde Linz an. Daher wurden ursprünglich die Verstorbenen im jüdischen Friedhof in Linz beigesetzt. Weil die Überführung der Leichen nach Linz sehr teuer war, suchte man von Seiten der jüdischen Gemeinde nach einer anderen Lösung und strebte seit Ende des 19. Jahrhunderts die Errichtung eines eigenen Friedhofs an. Dieser Wunsch wurde jedoch von der Stadt Gmunden stets abschlägig behandelt.
Da kam die evangelische Pfarrgemeinde zu Hilfe und erlaubte die Platzierung von jüdischen Gräbern auf ihrem eigenen evangelischen Friedhof. Dafür reservierte sie einen kleinen Platz, und die Verstorbenen der jüdischen Gemeinde wurden nun auf einem kleinen Areal auf dem evangelischen Friedhof bestattet

Nachdem am 30. August 1923 die erst 22-jährige russische Pianistin Lilia Kanevskaya in Gmunden plötzlich verstorben war, wurde dringend ein neues Grab benötigt. Auf dem evangelischen Friedhof war jedoch kein Platz mehr vorhanden. Zuerst versuchte die jüdische Gemeinde auf den benachbarten katholischen Friedhof auszuweichen. Die Anfrage wurde vom damaligen Dechant Michael Gusenleitner abschlägig beantwortet. Dieser soll - einer Überlieferung zufolge - gesagt haben: „...Juden kommen auf meinem Friedhof höchstens auf den Selbstmörderwinkel...".
Da Lilia Kanevskaya eine Grabstätte auf dem katholischen Friedhof verweigert wurde, musste sie vorerst tatsächlich auf dem sog. Selbstmördereck beerdigt werden.

Bis zu diesem Zeitpunkt war von einer Mehrheit im Gmundner Gemeinderat die Errichtung eines jüdischen Friedhofs in der Stadt immer wieder abgelehnt worden. Um den Streit zwischen katholischer Kirche und der jüdischen Gemeinde zu schlichten, war die Stadt Gmunden dann doch im Jahr 1923 bereit, ihren jüdischen Bürgerinnen und Bürgern einen eigenen kleinen Pachtgrund für ihren Friedhof zur Verfügung zu stellen. Aus alten Bürgerspitalsgründen bekam die jüdische Gemeinde eine außerhalb der katholischen Friedhofsmauer gelegene Parzelle im Ausmaß von 350 m² zugewiesen. Die jüdische Gemeinde ließ sogleich eine Aufbahrungshalle errichten und umgab das Grundstück mit einer Einfriedungsmauer. Die Toten auf dem evangelischen Friedhof wurden in der Folge exhumiert und die alten Gräber vom evangelischen Friedhof auf den im Jahr 1923 neu eröffneten „Gmundner Israelitenfriedhof“ verlegt.


Der jüdische Friedhof 2006 aus anderer Perspektive und Luftbild
Fotos: Internet: Wikimedia und Doris Kataster


Der Friedhof im Jahr 2016
Foto: Internet IKG Wien Susanne Hönigl


Die Aufbahrungshalle im jüdischen Friedhof
Foto: Holger Höllwerth 


Das Eingangstor zum jüdischen Friedhof
Es ist mit einer eigenen Kette versperrt. Zutritt erhält man durch die Städtische Friedhofsverwaltung.
Quelle: Internet


Das ist der erste Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Gmunden.
Er ist für die bis zu ihrem frühen Tod in Gmunden lebende russische Pianistin Lilia Kanevskaya errichtet worden.
Foto: Internet "Find a Grave"

Ab 1923 wurden nach und nach weitere verstorbene Jüdinnen und Juden auf diesem Friedhof begraben. Genaue Angaben über deren Anzahl bis 1938 können nicht gemacht werden, da in diesem Jahr von den Nationalsozialisten zahlreiche Ruhestätten geschändet und abgetragen wurden. Man schätzt aber, dass zwischen 1923 und 1938 an die zwanzig Bestattungen stattgefunden haben. 

Die Nationalsozialisten machen aus dem Friedhof einen Gemüsegarten
Nachdem die Nationalsozialisten in Österreich an die Macht gekommen waren, wurde der hierzulande bereits vorherrschende Antisemitismus zur Staatsdoktrin erhoben. Eine Folge davon war, dass man begann, den jüdischen Einrichtungen nicht mehr den nötigen Respekt entgegen zu bringen. Nun wurde der von der Stadtgemeinde Gmunden mit der jüdischen Gemeinde geschlossene Friedhofs-Pachtvertrag aufgelöst. Der Friedhof wurde in die Verwaltung der Stadt übergeführt. Gerüchten zufolge hatte man sogar vor, die Gräber der letztbegrabenen Toten zu öffnen, um die Särge anschließend öffentlich verbrennen zu lassen. Schließlich transportierte man die Grabsteine „nur“ ab und lagerte sie auf dem nahe gelegenen Grund der Steinmetzfirma Cölestin Nuhsbaumer. Doch einige verschwanden für immer. Die Friedhofsmauer und die Aufbewahrungshalle wurden abgerissen und die Gräber eingeebnet. Anfangs soll man auf dem frei gelegten Feld sogar Schweine weiden lassen haben. Der Friedhof wurde dann in einen Gemüsegarten umgewidmet, auf dem vor allem Kartoffel angebaut wurden.
(Mit der Auflösung des jüdischen Friedhofs wurde von den Nazis ganz gezielt gegen eine der fundamentalsten jüdischen Glaubensgrundsätze verstoßen, nämlich gegen die Unantastbarkeit der Totenruhe. (siehe auch Ende des Beitrags) 

Die Rekonstruktion des zerstörten jüdischen Friedhofs im Jahr 1945
Erstaunlicherweise wurde bereits im Jahr 1945 der jüdische Friedhof in Gmunden wieder hergestellt. Es ist nicht mehr bekannt, wer sich dafür besonders engagiert hat, wo es doch in der Stadt längst keine jüdische Gemeinde mehr gegeben hat!
Auf jeden Fall hat der damalige Friedhofsverwalter Karl Holl die damals noch vorhandenen Grabsteine und -tafeln wieder aufstellen lassen, denn etliche Grabsteine waren bereits für andere Zwecke verwendet worden und konnten nicht mehr aufgefunden werden. Herr Holl war es auch, der die Position der einzelnen Grabsteine vor deren Entfernung 1938 in Form einer Skizze festgehalten hat, sodass man nun wusste, wo sich diese einst befunden haben, und man setzte sie wieder an ihre ursprüngliche Stelle. (Den Plan gibt es leider nicht mehr.)

Auf dem heutigen jüdischen Friedhof findet man noch 23 Grabsteine und eine Holocaust-Opfer-Gedenk-Stele.
Die heute noch vorhandenen 23 Grabsteine stammen von zwei unterschiedlichen Gruppen:
Zur ersten Gruppe zählen die 13 Gräber von jüdischen Toten, die bis 1938 in Gmunden gestorben sind, auch hier bestattet wurden und deren Grabsteine noch erhalten waren:
die Einzelgräber von Rosa Alt, Sigmund Bauer, Anna Baumgarten, Markus Diamant/d, Emil Feilendorf, Ignaz Fischer, Lilia Kavenskaya, Samuel Kormany, Ottilie Mandler und Therese Stampfer
sowie die Familiengräber von Sigmund und Pauline Rujder, Moritz und Josefine Steiner sowie Ignaz und Anna Wlk
Im Jahr 1945 und später wurden dort noch weitere Juden, die nach ihrer Befreiung aus dem KZ an den Folgen des harten Lagerlebens verstorben sind, bzw. jüdische Personen, die auf der Durchreise in oder in der Nähe von Gmunden verstorben sind, bestattet. Auch sie alle erhielten hier einen Grabstein:
Daniel Breuer, Hersch Deutsch-Sanek, Hillel Finkelstein, Jechiel Gurmann, Scherc Perla, Gerszon Potaszman, Chaim Rosen, Samuel Teichmann sowie Josef Weiss und Jakob Weiss
Wie Dr. Siegfried Holzbauer durch spezielle Recherchen herausgefunden hat, sind Hillel Finkelstein, Samuel Teichmann sowie Jakob und Josef Weiss nach Kriegsende im Juli 1945 in der Heilstätte Buchberg / Traunkirchen verstorben: Teichmann am 7. Juli, Jakob Weiss am 15. Juli, Finkelstein am 16. Juli und Josef Weiss am 31. Juli.
Der Grabstein des Rabbis Gotthelf ist heute nicht mehr vorhanden. Dafür gibt es ein Grab ohne Namen, das nicht zugeordnet werden konnte. (siehe unten)

An alle jüdischen Opfer der NS-Diktatur erinnert eine im August 1946 auf dem jüdischen Friedhof aufgestellt Stele. Darauf ist zu lesen: 

Unseren Brüdern und Schwestern von den Nazis noch im Tod verfolgt zum ehrenden Gedenken. May you rest now.
Die am Enthüllungstag in Gmunden weilenden Juden August 1946.
 

Traurigerweise kam es auf diesem jüdischen Friedhof im Juli 1997 zu einem Vandalenakt, bei dem sechs Grabsteine umgestoßen wurden. Auch 2016 schändeten alkoholisierte Jugendliche den Friedhof. Daraufhin wurde er generalsaniert.

Die 23 auf dem jüdischen Friedhof in Gmunden erhaltenen Grabsteine 


Rosa Alt

(1850 – 11. Jänner 1925)
Der Grabstein ist in der Zwischenzeit zugewachsen und daher heute nicht mehr sichtbar.
Das Grab früher und heute
rechtes Foto: Holger Höllwerth


Sigmund Bauer
(??? – 5. Februar 1928)
Der Unternehmer besaß das Haus Ort 35 (heute Mitterweg 1-3). Es lag damals noch auf Altmünsterer Grund. Da er dauernd hier wohnte und nicht nur in der Saison, ist er auch auf dem Gmundner jüdischen Friedhof begraben.
Foto: Holger Höllwerth



Anna Baumgarten
(28. August 1844 – 6. August 1930)
geb. Holleschau, Mähren
gest. in Bad Ischl; letzte Adresse Pfarrgasse 5
Foto: Holger Höllwerth



Daniel Breuer
/ "Danil Brouer"
(4. August 1921 – 26. Mai 1948)
geb. in Nagyszalonta /Rumänien
gest. in Gmunden
kam am 5. Juni 1944 ins KZ Auschwitz und am 25. Jänner 1945 ins KZ Mauthausen
er starb erst drei Jahre nach seiner Befreiung an den Nachwirkungen der KZ-Haft


Daniel Breuer / „Danil Brouer“ liegt in einem Doppelgrab neben Scherc Perla
.
Foto: Holger Höllwerth

 
Hermann Deutsch-Sanek 
(1885 -1946)
war in den KZs Auschwitz und Mauthausen und ist nach der Befreiung 1946 gestorben
Die Grabtafel früher und heute
rechtes Foto: Holger Höllwerth


Markus Diamand

auf dem Totenschein steht Diamant
(15. April 1875 – 27. August 1935)
Kaufmann
gest. in Altmünster an einem Herzinfarkt


Emil 
Feilendorf, Hofrat Ing.
(19. August 1863 – 17. Juli 1929)
verunglückte in den Bergen tödlich

 
Hillel Finkelstein
(15. November 1927 - 1945)
er kam vom Ghetto Lodz ins KZ Mauthausen und starb 1945 nach der Befreiung
Die Fotos zeigen Grab und Grabtafel von früher und die zerbrochene Grabtafel von heute
rechtes Foto: Holger Höllwerth



Ignaz Fischer

(24. September 1850 – 26. September 1926)
Kleiderhandlung und Pfaidlereigeschäft
besaß von 1897 bis 1911 das Haus Tagwerkerstraße 17
Foto: Holger Höllwerth


Jechiel Gurmann
(???? - 1945)
geb. in Markow / Polen; polnischer KZ-Häftling; er ist nach der Befreiung aus dem KZ Mauthausen auf dem Weg nach Israel in Gmunden wahrscheinlich am 20. November 1945 verstorben
Grabstein von Jechiel Gurmann: altes Foto und Foto von heute
Fotos: links: Piringer Gmunden Chronik IV. S. 544; Mitte und rechts: Holger Höllwerth



Lilia Kanevskaya
(1900 – 30. August 1923)
aus Russland stammende in Gmunden lebende Pianistin
da ihr eine Grabstätte auf dem katholischen Friedhof verweigert wurde, wurde sie zuerst am sog. Selbstmördereck beerdigt; ihr Grab ist das erste auf dem neu errichteten jüdischen Friedhof in Gmunden
rechtes Foto: Holger Höllwerth



Samuel Kormany

(15. November 1869 – 14. Februar 1935)
war Teilhaber des Konfektionsgeschäftes „B&S Kormany“ von Berthold und Samuel Kormany mit eigener Schneiderwerkstatt im Guschl-Haus Kammerhofgasse 5


Ottilie Mandler

(2. August 1870 – 15. März 1938)
Sie starb kurz nach dem „Anschluss“.
Als es am Marktplatz in Gmunden zu einer größeren antijüdischen Kundgebung kam, regte sich die herzkranke 68-jährige Ottilie Mandler darüber so auf, dass sie an einem Herzinfarkt starb. Der Hass der NS-Leute ging so weit, dass sie der Toten sogar einen ordnungsgemäßen Abtransport verweigerten. Man stellte einfach keinen Leichenwagen zur Verfügung. Daher trugen einige wenige Männer des aufgelösten Bethausvereins die Tote schließlich selbst auf einer ausgehängten Tür zum jüdischen Friedhof, wo sie ein Grab schaufelten und sie darin beerdigten.




Scherc Perla 
(1. März 1926 – 15. Mai 1948)
kam in ein KZ und starb nach ihrer Befreiung wohl als „Displaced Person“ erst 1948
Scherc Perla liegt in einem Doppelgrab neben Daniel Breuer.


Gerszon Potaszman
(20. September 1907 – 10. Oktober 1946)
starb erst 1946 nach der Befreiung aus dem KZ Ebensee
Grabstein früher und heute; ganz rechts der eingemeißelte Name
2. und 3. Foto: Holger Höllwerth


Chaim Rosen

(14. Mai 1920 – 10. November 1946)
geb. in Piotrkow / Polen
kam am 14. Mai 1944 ins KZ Auschwitz und am 25. Jänner 1945 ins KZ Mauthausen
er ist erst 1946 nach seiner Befreiung aus dem KZ Mauthausen gestorben


Sigmund und Pauline Rujder
Sigmund Rujder
(12. August 1861 - 23. März 1930)
Pauline Rujder, geb. Weinmann
(16. März 1868 – 16. März 1937)
Beide betrieben seit 1897 in Gmunden im Eckhaus Theatergasse 8 / Badgasse 2 ein Textil- und Konfektionsgeschäft
Foto: Holger Höllwerth



Josefine und Moritz Steiner
Josefine Steiner
(1849 - 1922)
Moritz Steiner
(1849 - 12. Dezember 1931)
Moritz Steiner war selbstständiger Damenschneider und als solcher auch herzoglich-cumberland‘scher Hoflieferant; er wohnte und arbeitete im Haus Badgasse 4
rechtes Foto: Holger Höllwerth
 

  
Das Grab von Samuel Teichmann; Foto 1 und 2 früher; 3 und 4 heute
3. und 4. Foto: Holger Höllwerth
Samuel Teichmann
(28. Juli 1928 – 1946)
geb. in Košice / Slowakei
kam im November 1943 ins KZ Auschwitz, am 25. Jänner ins KZ Mauthausen und starb erst nach seiner Befreiung



Doppelgrab für Jakob und Josef Weiss
Jakob Weiss
(18. Dezember 1927 – 15. Juli 1945)
geb. in Munkacs, CZ
gestorben nach der Befreiung aus dem KZ Ebensee in Traunkirchen
Josef Weiss
(18. Dezember 1922 – 15. Juli 1945)
geb. in Mukachevo / CZ
gestorben 1945 nach der Befreiung aus dem KZ Mauthausen in Gmunden
er war vermutlich ein Cousin von Jakob Weiss



Ignaz und Anna Wlk
Ignaz Wlk
(??? – 8. November 1929)
er war zuerst Goldschmied und später Antiquitätenhändler
Anna Wlk
(27. April 1872 – 10. Juli 1937)
geb. in Gewitsch / Jevíčko. Mähren
sie führte nach dem Tod ihres Mannes den Antiquitätenhandel weiter,
beide betrieben im Haus Marktplatz 16 einen Antiquitätenhandel



Dieses Grab ohne erhaltenen Namen konnte keinem Verstorbenen mehr exakt zugeordnet werden. Wahrscheinlich handelt es sich um das Grab von Therese Stampfer.
Foto: Holger Höllwerth
Therese Stampfer
, geb. Schwarz
(24. Mai 1848 – 19. Oktober 1930)
ist 1900 als Single nach Gmunden zugezogen und hat erst später eine Familie gegründet


Holocaust-Gedenkstein im Zentrum des jüdischen Friedhofs
Mit dieser Stele wird der Opfer der Judenvernichtung gedacht, besonders derjenigen, die einen Bezug zu Gmunden haben, die in der Fremde verbrannt oder verscharrt worden sind und von denen es kein Grab gibt.

Fotos: links: die Stele früher; rechts: die Stele heute
rechtes Foto: Holger Höllwerth.

Die Stele trägt die Aufschrift:
Unseren Brüdern und Schwestern von den Nazis noch im Tod verfolgt zum ehrenden Gedenken. May you rest now.“

Im Besonderen wird damit an Opfer der Judenvernichtung mit Gmundenbezug erinnert, die irgendwo in der Fremde verbrannt oder bloß verscharrt worden sind und von denen es keine Gräber gibt.

Die älteren Fotos von den Grabsteinen stammen aus dem Internet und wurden von Frau Charlotte Lugmayr-Frantz gemacht. Sie sind rund 15 Jahre alt. Die ganz aktuellen stammen von Holger Höllwerth. Er hat sie im Mai 2020 hergestellt. 

Der sehr kleine jüdische Friedhof wird von der Stadtverwaltung Gmunden gepflegt und befindet sich im Gegensatz zu zahlreichen anderen jüdischen Friedhöfen in Österreich in einem guten Zustand.
Das hängt auch damit zusammen, dass in letzter Zeit praktisch kein Jahr vergeht, ohne dass im jüdischen Friedhof irgendetwas saniert wird. Im Jahr 2016 hat der jüdische Friedhof tatsächlich etwas ungepflegt gewirkt (siehe Foto von 2016). Wohl Anfang Juli 2016 wurde der Friedhof von vermutlich alkoholisierten Jugendlichen verwüstet (Grabsteine umgeworfen, Bepflanzungsteile ausgerissen...). Selbstverständlich wurden in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftshof der Gemeinde Gmunden die Gräber wieder instand gesetzt. Daher sieht der Friedhof auch 2020 noch immer recht ansprechend aus.

Lageplan
erstellt im Mai 2020 von Holger Höllwerth



Besonderheiten des jüdischen Friedhofs

Ein jüdischer Friedhof ist ein Friedhof mit Besonderheiten, die sich aus den Gesetzen des Judentums ergeben. So ist die Erdbestattung vorgeschrieben. Die dauerhafte Totenruhe gilt als verbindlich und steht einer begrenzten Ruhefrist entgegen. Die eingerichtete Grabstätte ist der ewige Ruheplatz bis zum Weltgericht. Weder die Grabsteine dürfen daher entfernt werden, noch darf der Platz neu belegt werden. Einer der fundamentalsten israelitischen Glaubensgrundsätze, die Unantastbarkeit der Totenruhe, führte dazu, dass Gräber und Grabmale über Jahrhunderte erhalten bleiben, dass die jüdischen Friedhöfe über Generationen hinweg „wachsen“, während auf anderen Friedhöfen immer wieder– nach Ablauf von Ruhefristen – einzelne Gräber oder ganze Grabfelder geräumt werden.
(Die Nationalsozialisten haben diese Vorschrift ganz bewusst und gezielt verletzt und missachtet und jüdische Friedhöfe schleifen lassen.)
Ein jüdisches Grab wird nicht eingeebnet, und der Grabstein bleibt bestehen. Bei Platzmangel legt man eine Schicht Erde über ein Grab und bestattet einen Toten über dem anderen. Dies hängt mit dem jüdischen Glauben an die Auferstehung der Toten nach dem Eintreffen des Messias zusammen.
Eine Besonderheit auf vielen jüdischen Friedhöfen sind die Paargräber: Da die Totenruhe nicht gestört werden darf, erhält der später gestorbene Ehepartner eine eigene Grabstätte neben seinem vorverstorbenen Gatten.
Blumenschmuck ist in der jüdischen Tradition nicht üblich, stattdessen werden kleine Steine auf die Grabplatten gelegt. Die Gräber lässt man mit Efeu und Gras überwachsen.

Der Beitrag wurde von Holger Höllwerth verfasst.

Für besonders Interessierte:
Link zu dem Radiobeitrag "Juden im Salzkammergut". In dieser Sendung wird auch dieser Friedhof behandelt.

https://radiothek.orf.at/oe1/20210314/631054