Reste der Stadtbefestigung

Wegen der großen Bedeutung als Salzumschlagplatz verfügte Gmunden schon früh über eine Befestigungsanlage. Auf der Landseite besaß die innere Stadt einen Graben und dahinter eine von sieben Türmen überragte Stadtmauer. Im Bereich des heutigen Grabens verlief sie sogar doppelt. Auf diesem  Stadtplan aus dem "Österreichischen Städteatlas" sieht man den oberen und unteren Stadtgraben, die Türme mit ihren Toren sowie den Eckturm beim Gerichtsgebäude.
Quelle: Stadtplan unter https://www.arcanum.com/hu/online-kiadvanyok/OsterreichischerStadtatlas-osterreichischer-stadteatlas-1/gmunden-1104/wachstumsphasenkarte-mit-legende-11F3

Auf diesem Ausschnitt aus dem Plan von Michael Kefer von 1809
ist der Verlauf des Stadtgrabens und der Stadtmauer gut zu erkennen.
Quelle: Kartensammlung des O. Ö. Landesarchivs


Auf dieser Ansicht von Gmunden im Reformationszeitalter sind gut die Stadtmauer am unteren Graben, die Stadttürme und die Traunbrücke mit dem Bruckturm zu sehen.
Quelle: Leo Kegele: Das Salzkammergut nebst angrenzenden Gebieten in Wort und Bild, Wien 1898,  Seite 97

Von dieser Befestigungsanlage stehen heute lediglich noch zwei Türme: der Schusterturm zwischen der Habertstraße und der Schwanthalergasse und der Runde Eckturm beim Bezirksgericht. 

Der Schusterturm - benannt nach dem daneben liegenden Schusterhaus Schwanthalergasse 5 - ging 1811 in Privatbesitz über. Vielleicht ist das der Grund, dass er heute noch existiert. Er verschwindet aber zurzeit fast hinter den umliegenden Gebäuden. Blick auf den Schusterturm von der Habertstraße aus.
Er ist zur Zeit in einem desolaten Zustand.
Foto: Holger Höllwerth
Blick auf den Schusterturm vom Eingang der katholischen Stadtpfarrkirche aus 
Foto: Holger HöllwerthDer Schusterturm im Jahr 1897
Zeichnung von Adolf Fischer aus dem Jahr 1897
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I S. 206

Der dicht neben dem heutigen Gerichtsgebäude am Berghang stehende runde Wehr- oder Eckturm ist ein weiterer eindrucksvoller Rest der ehemaligen Stadtbefestigung.
Blick auf den Eckturm neben dem Bezirksgerichtsgebäude vom rechten Traunufer aus
Der Turm wird zur Zeit auf dieser Seite stark von Bäumen verdeckt.
Foto: Holger HöllwerthDer Eckturm in den 1970er Jahren
Foto: Hans Wagneder
Das einstige Schloss Grueb mit dem
bis heute erhaltenen runden Wehr- oder Eckturm

Ausschnitt aus einer Zeichnung von Adolf Fischer
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I S. 212

Auf Grund einer geänderten Kriegsführung wurden ab 1828 die Stadtmauern und die meisten Stadttürme nach und nach geschleift. In diesem Jahr begann man mit dem Abbruch der Stadtmauer beim Obertorturm, 1844 folgten die entlang des oberen Grabens befindlichen Teile, und auch am unteren Graben wurde die Stadtmauer damals teilweise beseitigt. Die 1841 begonnene Auffüllung des Stadtgrabens war 1853 abgeschlossen. Das dadurch gewonnene Bauareal wurde zum Teil verkauft, zum Teil blieb es in Gemeindebesitz. Z. B. wurde ein Teil der nördlichen Stadtmauer und das Areal des dortigen Zwingers an der der heutigen Habertstraße schon 1827 von der Stadt an Private verkauft. Diese errichteten dort das Haus Habertstraße 16 / Kirchenplatz 4 und nutzten es als Wohnhaus. Ab 1895 war es im Besitz des Kirchenbauvereins Gmunden.

Blick auf die einstige am Graben gelegene Stadtmauer
Zeichnung von Adolf Fischer aus dem Jahr 1890
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I S. 203

Am unteren Graben stand zwischen ehemaligem Christophsturm und dem erst Ende des Jahrhunderts beseitigtem Badgassenturm in einem Abstand von 4 m zur äußeren Stadtmauer auch noch eine innere Stadtmauer, die wesentlich stärker gebaut war. Zwischen diesen beiden Mauern lag ursprünglich eine freie Fläche, der sog. Zwinger, der nur vom Stadtinneren zugänglich war und im Krisenfall für Verteidigungszwecke genützt wurde. 

Der in den Jahren 1844 bis 1858 aufgefüllte obere Stadtgraben.
Rechts die gerade im Abbruch befindliche Stadtmauer vor dem Leonhardsturm; links der Eingang zum damaligen Friedhof.
Auf der Fläche des einstigen Grabens wurden Gärten angelegt.
Aquarellierte Zeichnung von Carl Ritter o. J.
Quelle: Archiv Richard Henter

Von den Türmen fieals erster 1836 der in der Mitte der Traunbrücke stehende Bruckturm. Er musste wegen der ins Stadtinnere führenden Pferdeeisenbahn abgetragen werden, da er für diese ein Verkehrshindernis darstellte. Nur so konnte man die dafür nötigen Schienen über die Brücke anlegen.
Auf diesem Ausschnitt aus einer Panorama-Karte o. J. erkennt man sehr schön den in der Mitte der Traunbrücke platzierten Bruckturm.
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I, S. 202

Der auf der Traunbrücke stehende Bruckturm
Aquarellierte Zeichnung von Carl Ritter 1834
Quelle: Archiv Richard Henter

1839 wurde der Christophsturm entfernt.

Die Innenseite des Christophsturms mit dem zum Wehrgang der Stadtmauer führenden Treppe
Aquarellierte Zeichnung von Carl Ritter, um 1837
Quelle: Archiv Richard Henter

Die Außenseite des Christophsturms mit seinem Torvorbau 
Zeichnung von Adolf Fischer aus dem Jahr 1890
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I S. 204

1844 wurde dann auch der Leonhardsturm gemeinsam mit der angebauten Annakapelle entfernt.
Der Leonhardsturm links von der Annakapelle
Zeichnung von Carl Ritter 1834
Quelle: Archiv Richard Henter

Somit standen 1848 noch vier Stadttürme:

Der am oberen Ende der Pfarrhofgasse gelegene Obertorturm wurde 1854 geschleift. Auf dem heute dort gelegenen Haus ist der einstige Obertorturm heute noch abgebildet.

Der Ober(tor)turm mit dem Oberen Stadttor 1850
Zeichnung nach einer Beilage von Forstingers
„Chronik von Gmunden“ von Adolf Fischer
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I S. 207

Der 15 m hohe Neutorturm  stand am Zugang zum Rinnholzplatz (heute Schleifergasse). Durch dessen Toröffnung, dem so genannten Neutor, gelangte man ins damals sog. Pinsdorfviertel am „Oberen Graben“. 1868 wurde auch er abgetragen. 

Neutorturm mit Neutor 1865
Zeichnung von Adolf Fischer nach
einem Aquarell von Carl Ritter
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I S. 205

Viel länger blieb der zwischen Badgasse und Graben gelegenen Badgassenturm erhalten. In diesem war einst das Gefängnis für Gesetzesbrecher aus dem gewöhnlichen Volk sowie für Schwerverbrecher untergebracht. 1896/97 wurde der Badgassenturm abtragen und an dessen Stelle von der Kommune ein Mietshaus errichtet, in dessen Parterreräumen das Zentraldepot der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Gmunden eingerichtet wurde.
Der Badgassenturm vom Graben aus fotografiert, o. J.
Links vorne der schmiedeeiserne Brunnen.
Quelle: Kammerhofmuseen Gmunden

Auf dieser Zeichnung sieht man links den Badgassen- und in der Mitte den Christophsturm
Zeichnung von Adolf Fischer nach einem Aquarell von Carl Ritter aus dem Jahr 1825
Quelle: Krackowizer Geschichte Gmunden Bd. I S. 210

Diesen Beitrag verfasste Holger Höllwerth.