Marienbrücke(n)

Im Jahr 1879 wurde – initiiert vom Kaufmann und späteren Bürgermeister Alois Kaltenbruner – die erste Brücke (von insgesamt drei) errichtet. Diese war eigentlich nur ein aus Holz gebauter Steg und hieß ursprünglich "Mariensteg". Den Namen erhielt er laut Krackowizer, der dabei sogar auf ein Gemeinderatsprotokoll  verweist, nach der in Gmunden sehr sozial aktiven jüngsten Tochter des Königs Georg von Hannover und dessen Gemahlin Königin Marie Prinzessin Mary von Hannover (1849-1904). Andere Autoren führen den Namen auf die im Jahr der Aufstellung der Brücke geborene Prinzessin Marie-Luise (1879 – 1948), eine Enkelin der Königin Marie von Hannover, zurück. Sei es wie es sei.
Bald bürgerte sich für den Steg die Bezeichnung „Marienbrücke“ ein. Diese ermöglichte einen leichten Zugang zu den weitläufigen Waldungen am rechten Traunufer, wo sich „wohlgepflegte Wege mit Ruhebänken …. in der Kronprinz-Rudolf-Anlage“ befanden und wo später die „Restauration zur Marienbrücke“ errichtet wurde.

    
Auf diesen beiden Karten sieht man die Lage der 1. Marienbrücke
Quelle: Sammlung Richard Henter


Die 1. Marienbrücke - eigentlich nur ein Holzsteg
Zeichnung aus dem Wolfsgruber-Gmunden-Führer von 1886


1. Marienbrücke, erbaut 1892
Foto: Sammlung Meingast

Bereits 1892 wurde diese hölzerne Brücke entfernt und etwa 200 m stadtwärts eine eiserne Bogenbrücke – somit die zweite Marienbrücke – errichtet. Wesentlicher Grund dafür war, dass man für die neue Wasserleitung eine Überbrückung des Flusses in dieser Gegend brauchte. Andererseits erleichterte man den Zugang für die Mitarbeiter der Spinnerei/Weberei im Theresiental. Diese Brücke war in etwa auf der halben Höhe der (damaligen) Ufer-Böschung situiert und wies eine Länge von 84 m auf.


Die Gmundner Brauerei mit 2. Marienbrücke (= Bogenbrücke) o. J.
Ausschnitt entnommen aus: Schießers, Altgmundner Bilderbuch S. 71


2. Marienbrücke, Foto aus 1969:
Die Traun ist bereits aufgestaut. Die neue Traunpromenade ist im Fertigwerden.
Foto: Archiv Hans Wagneder

Ein Pfeiler der 2. Marienbrücke
Quelle. Sammlung Hans Wagneder

Für manche Jugendliche war sowohl die Begehung der Geländerbögen als auch ein Sprung von der Brücke in die Fluten der Traun eine sommerliche Mutprobe.

Im Zuge der Errichtung des Traunkraftwerkes und somit der Aufstauung der Traun um rund 8 m wurde auch diese Brücke abgetragen. Deren Brückenlager sind noch heute an beiden Traun-Ufern zu sehen. Kurze Zeit – die Traun war bereits aufgestaut – existierten beide Brücken zeitgleich.
1969 wurde die heutige nun dritte Marienbrücke auf dem Niveau Spitalsgasse – In der Au und einer Höhe von 18 m über dem Normalwasserstand errichtet. Sie wurde von der VOEST gebaut und vom Wasser aus montiert. Sie hat bei einer Breite von 1,75 m eine Länge von 118 m. 

Der Verfasser erinnert sich an damals geführte Diskussionen, ob nicht die zu errichtende neue Marienbrücke auch für den Autoverkehr ausgebaut werden sollte. Woran dies letztendlich scheiterte, ist dem Verfasser nicht bekannt. Wahrscheinlich spielte – wie so oft – die Finanzierung eine wesentliche Rolle.


Montage der 3. Brücke, 1969
Foto: Sammlung Pucher/Internet


Montage der 3. Brücke, 1969 mit Bogenbrücke im Hintergrund
Foto: Archiv Hans Wagneder


Noch erhaltende Brückenlager der Bogenbrücke
Foto: Günther Stadlmayr


3. Marienbrücke
Foto: Günther Stadlmayr

1978 wurde am rechten Brückenkopf eine Marienstatue des Ebenseer Bildhauers Johann Kienesberger aufgestellt (www.salzkammergut.at). Sie komplettiert das heutige Bild dieses Schatzes unserer Stadt.

Madonna von Johann Kienesberger
Foto: Günther Stadlmayr

Historische Reminiszenz
Möglicherweise hat sich nicht gleich bei allen der Name "Marienbrücke" durchgesetzt. manche nannten sie einfach (auch) Frauenbrücke. Das lässt zumindestens die hier abgedruckte Karte vermuten, denn darauf steht der Name "Frauenbrücke".


Auf diesem Ausschnitt aus einer Gmunden-Karte liest man
"Restauration Frauenbrücke"
Foto: Archiv Richard Henter

Diesen Beitrag hat Günther Stadlmayr im November 2020 verfasst. Kleine Ergänzungen hat Holger Höllwerth beigesteuert.

Literatur und Fotos:
Krackowizer, Ferdinand, Geschichte der Stadt Gmunden, Band III. S. 386 ff.
Herrmann, Erwin, Gmundner-Chronik, Bd II. S. 367 ff.
Schießer, Heinz, Altgmundner Bilderbuch S. 71
www.salzkammergut.at Schlagwort Marienbrücke Gmunden
Dickinger Christian, facebook vom 5.11.2020
Foto-Archiv Richard Henter
Foto-Sammlung Gerhard Meingast
Foto-Sammlung Franz Pucher
Foto-Sammlung Günther Stadlmayr
Foto-Archiv Hans Wagneder